Prof. Dr. Helmar Frank (1933-2013) Mathematiker, Kybernetiker und Bildungsforscher (NL 810)
Zur Person
Helmar Frank wurde am 19. Februar 1933 in Waiblingen geboren. In Stuttgart und Tübingen studierte er Mathematik, erwarb 1956 das Diplom und legte 1957 das Staatsexamen für das Höhere Lehramt ab. 1957 und 1958 setzte er seine Studien in Paris fort und promovierte 1959 mit einer Arbeit über mathematische Ästhetik beim Stuttgarter Philosophen Max Bense. 1961 war er Mitarbeiter in der Kybernetik-Forschungsgruppe "Lernende Automaten" der Technischen Universität Karlsruhe, bis er 1963 auf den Lehrstuhl für Informationswissenschaft, den späteren Lehrstuhl für Kybernetik an die Pädagogische Hochschule Berlin berufen wurde. Dort baute er das Institut für Kybernetik auf. Als in Paderborn das Forschungs- und Entwicklungszentrums für objektivierte Lehr- und Lernverfahren (FEoLL) gegründet wurde, übernahm Helmar Frank die Leitung des dort eingerichteten Instituts für Kybernetik und wurde gleichzeitig als ordentlicher Professor für Kybernetische Pädagogik und Bildungstechnologie an die Paderborner Abteilung der Pädagogischen Hochschule Westfalen-Lippe berufen. Im August 1972 wurde diese Abteilung in die neu gegründete Gesamthochschule Paderborn übergeleitet.
Das Forschungs- und Entwicklungszentrum für objektivierte Lehr- und Lernverfahren, kurz FEoLL, wurde seit November 1970 mit Förderung von Heinz Nixdorf in der Rechtsform einer gemeinnützigen Gesellschaft mit beschränkter Haftung aufgebaut. Im April 1971 nahm das Zentrum mit zunächst drei Instituten - Institut für "pädagogischen Kybernetik und Bildungstechnologie", "Institut für Bildungsinformatik" und "Institut für Unterrichtswissenschaft" seine Arbeit auf. Die Forschungsprofile entwickelten sich rasch und auch personell vergrößerte sich das FEoLL. Im Jahr 1980 gab es sechs Institute und zwei Projektgruppen: das Institut für Bildungs-Betriebslehre unter Leitung von PDoz. Dr. Dr. Gerhard E. Ortner, das Institut für Bildungsinformatik unter Leitung von Prof. Dr. Miloš Lánský, das Institut für Kybernetische Pädagogik unter Leitung von Prof. Dr. Helmar Frank, das Institut für Mediensoziologie/Medienpsychologie zunächst unter Leitung von Prof. Dr. Ulrich Lohmar, dann unter kommissarischer Leitung von PDoz. Dr. Dr. Gerhard E. Ortner, das Institut für Medienverbund/Mediendidaktik unter Leitung von Prof. Dr. Gerhard Tulodziecki sowie das Institut für Unterrichtswissenschaft/Medieninformation unter Leitung von Dr. Ottmar Hertkorn. Zu diesem Zeitpunkt waren auch die Zentrumsprojektgruppe "Medienlehrer / Medieneinsatz und -evaluation" und die Zentrumsprojektgruppe "DV im Bildungswesen" Bestandteil des FEoLL.
Trotz dieses offensichtlichen Zuwachses, der sich auch in zahlreichen Veröffentlichungen niederschlug, verlor das Zentrum seine Unterstützung. Das Institut für Wissenschafts- und Planungstheorie des FEoLL unter Prof. Herbert Stachowiak war bereits 1978 in die Gesamthochschule Paderborn eingegliedert worden. Das gesamte Forschungs- und Entwicklungszentrum wurde im Jahr 1981 aufgelöst und das Personal in verschiedene Fachbereiche der Universität-Gesamthochschule integriert. Das Institut für Kybernetische Pädagogik unter der Leitung von Helmar Frank gehörte seitdem bis zu seiner Emeritierung im Jahr 2006 dem Fachbereich 2 Erziehungswissenschaften, Psychologie, Sportwissenschaft der Universität-Gesamthochschule an. Helmar Frank starb am 13. Dezember 2013 in Paderborn nach langer, schwerer Krankheit.
Der Nachlass
Im Frühjahr 2013 bot Dr. Vera Barandovská-Frank, Ehefrau von Helmar Frank, dem Universitätsarchiv Paderborn Unterlagen als Vorlass an. Nach einer ersten Sondierung im Juni 2013 fand ein weiterer Bewertungstermin am 9. September des Jahres statt. Die archivwürdigen Unterlagen wurden am 13. September ins Universitätsarchiv gebracht. Bei den Unterlagen für das Universitätsarchiv handelt es sich vor allem um Korrespondenz, aber auch um Bücher und Zeitschriften des „Instituts für Kybernetik“ bzw. des „Instituts für Kybernetische Pädagogik“. Letzteres war zunächst dem Forschungs- und Entwicklungszentrum für objektivierte Lehr- und Lernverfahren (FEoLL) zugeordnet, später der Universität-Gesamthochschule. Auch aus der Berliner Zeit an der Pädagogischen Hochschule sind einige Unterlagen überliefert. In sehr geringem Maß sind Materialien übernommen worden, die sich mit der Kunstsprache Esperanto beschäftigen oder im Zusammenhang stehen mit seinem Engagement für die „International Academy of Sciences San Marino“ sowie für die „Gesellschaft für sprachgrenzübergreifende europäische Verständigung“ (Europaklub) e.V. Einige Unterlagen und Apparate hat das Archiv des Heinz Nixdorf MuseumsForums (HNF) übernommen. Andere Geräte sowie die Dia- und Fotoserien sowie Disketten holte im November 2017 der IT-Historiker Stefan Höltgen an den Lehrstuhl für Medientheorien von Professor Wolfgang Ernst nach Berlin, wo sie verwahrt und ausgewertet werden sollen.
Die Unterlagen im Universitätsarchiv wurden im Sommer 2014 von studentischen Hilfskräften fachgerecht verpackt. Die vorgefundene Beschriftung und Ordnung wurden für die Verzeichnung weitgehend übernommen. Die ältesten Unterlagen des Nachlasses von Anfang bis Mitte der 1950er-Jahre stammen aus Helmar Franks Mitgliedschaft im Jugendclub Globus seiner Geburtsstadt Waiblingen. Weitere Unterlagen entstammen aus Franks Tätigkeit an der Pädagogischen Hochschule in Berlin und aus seiner Arbeit Forschungszentrum FEoLL in Paderborn. Den weitaus größten Teil bildet das Schriftgut, das durch Franks vielseitige Aktivitäten bis zu seiner Emeritierung 2006 an der Universität Paderborn entstand. Mit nur wenigen Dokumenten ist sein politisches Engagement für die FDP belegt.
Literaturauswahl zu Helmar Frank und zur Kybernetik
- Helmar G. Frank, Meine Mini Memoiren - Miajini Mini Memoraĵoj, Paderborn 1988
- In memoriam Helmar Frank. Gedenkfeier für Prof. Dr. Dr. h.c. mult. Helmar Frank, Träger des Bundesverdienstkreuzes erster Klasse geboren 19. Februar 1933 in Waiblingen verstorben 15. Dezember 2013 in Paderborn, am Freitag 25. April 2014 Universität Paderborn, hrsg. von Volker Peckhaus. (Paderborner Universitätsreden 133)
- Philipp Aumann, Der Nutzen der Kybernetik? Gesellschaftliche Erwartung und Realität, in: Christine Pieper und Frank Uekötter (Hrsg.), Vom Nutzen der Wissenschaft. Beiträge zu einer prekären Beziehung, Stuttgart 2010 (Wissenschaft, Politik und Gesellschaft 6), S. 211-233.
- Philipp Aumann, Mode und Methode. Die Kybernetik in der Bundesrepublik Deutschland, Göttingen 2009. (Deutsches Museum. Abhandlungen und Berichte. NF 24)
Im gedruckten Findbuch des Universitätsarchivs finden sich auf S. 43ff. Angaben der ehemaligen Webseite von Prof. Dr. Helmar Frank mit biographischen Angaben, zuletzt veranstaltete Seminare sowie eine umfangreiche Literaturliste von 1955 bis 1998.
Informationen finden sich auch im Blog des Paderborner Computermuseums - "Heinz Nixdorf MuseumsForum" (HNF): blog.hnf.de/helmar-frank-von-berlin-nach-paderborn-und-zurueck/)
Weitere Literatur von und über Helmar Frank ist in der Deutschen Nationalbibliothek verzeichnet:
Stand: 10. Oktober 2013, ergänzt im März 2023